Mein erster Analogrechner
Mein erstes Analogprogramm aus der Anleitung: Radioaktiver Zerfall

Mein erster Analogrechner

Dass mein geschätzter Kollege an der FOM, Prof. Dr. Bernd Ulmann, ein großer Fan von historischen Analogrechnern ist, war kaum zu übersehen, als ich ihn vor ein paar Jahren in seinem (bewohnten ;-) ) Analogrechnermuseum besuchen durfte. Faszinierend zu sehen, welches bisher ungehobene Potenzial in dieser in Vergessenheit geratenen Technologie auch für die Zukunft stecken könnte.

Das befand letztes Jahr auch die Bundesagentur für Sprunginnovationen1 und beschloss, in diese Ideen zu investieren. Als dann Vorbestellungen für die erste Charge eines neuen Mini-Analogcomputers für Lern- und Lehrzwecke The Analog Thing entgegengenommen wurde, dachte ich mir, das könnte eine spannende Herausforderung (und zudem möglicherweise auch ein großer Spaß) werden, mich mit trotz (oder gerade wegen) meiner defizitären Kenntnisse in Elektro- und Messtechnik und fast vollständig fehlenden Kenntnissen in Differenzial- und Integralrechnung darauf einzulassen.

Völlig überrumpelt wurde ich dann von der Nachricht, dass jetzt tatsächlich schon ausgeliefert wird.

Zunächst musste ich also erst einmal eine Möglichkeit finden, die analogen Rechenergebnisse auch anzuzeigen. Die Ergebnisse werden – so habe ich inzwischen gelernt – für die einfachere Verwendung auf 0–1,0 V Spannung skaliert, man sollte das also mit einer einfachen externen Soundkarte als Stereo-Soundsignal digitalisieren und mit einer einfachen Oszilloskop-Software wie Oscilloppoi visualisieren können. Ich hatte im Keller noch ein altes Cinch auf 3,5"-Klinke-Kabel gefunden, aber zumindest am Audio-Eingang meines iMacs habe ich damit kein Signal bekommen.

Es musste also ein einfaches Oszilloskop her, am besten eines ganz ohne eigenes Display, denn der Platz in meiner Bastelecke (ein 75 cm × 75 cm Tisch) ist sehr limitiert. Zuerst fiel mein Blick auf das Hantek 6022, das es schon für unter 100 EUR gab. Allerdings bin ich hier an ein USB-Kabel und zumindest auch an den Laptop gebunden. Besser gefiel mir dann das Hantek IDSO1070A, das einen eigenen Akku hat und die Daten über Wi-Fi übertragen kann. Mit dem Tablet oder Handy als Display spare ich mir so einen Haufen Kabelsalat am kleinen Tisch. Zudem hat es eine fünfmal höhere Samplerate von 250M Sa/s, sodass ich es in Zukunft hoffentlich auch noch für andere Einsatzzwecke gebrauchen kann.

Das letzte Mal hatte ich ein Oszilloskop in den Fingern, als ich Anfang der 90er-Jahre an meiner Hausarbeit (Physik-LK) über verschieden Gitarren-Verstärker und -Verzerrer “forschte” (und das natürlich mit einer Röhre statt einem TFT), daher muss ich jetzt erst einmal wieder anfangen, mir die grundlegenden Fähigkeiten an so einem Gerät anzueignen.


  1. Ich gestehe, dass ich hier zum ersten Mal von dieser Bundesagentur gehört habe. Einen schönen Artikel dazu fand ich in der Süddeutschen Zeitung ↩︎

© 2024 Tobias Henöckl